1.Preis Wettbewerb 2024
als Gruppe 030
(Benedikt Breitenhuber, Franziska Käuferle, Sergey Kolesov, Lion Schreiber)
Im Herzen der Gemeinde Ihrlerstein entsteht ein neues Ensemble im Zusammenspiel aus Alt und Neu als lebendige Ortsmitte. Das Ensemble besteht aus dem denkmalgeschützten Gasthaus mit Biergarten aus der Zeit des Biedermeier und dem neuen Bürgerhaus mit Saal am multifunktionalen Dorfplatz. Die Grundidee der Komposition besteht in der diagonal versetzten Anordnung des neuen Bürgerhauses zum Gasthaus. Diese Alternanz der Baukörper spannt zwei Freiräume auf, die über die Diagonale miteinander verbunden sind und in enger Beziehung stehen: Zum einen den exponierten multifunktionalen Dorfplatz an der Nürnberger Straße und zum anderen den geschützten Biergarten im rückwärtigen Gartenbereich des Gasthauses. Durch diese Anordnung setzt sich der neue Baukörper behutsam und zurückhaltend in zweiter Reihe hinter das historische Bestandsgebäude und lässt diesem bewusst den Vortritt. Gleichermaßen bildet seine lange traufständige Fassade den Hintergrund und die räumliche Kante für den neuen Dorfplatz. Die westliche Platzkante bildet, als Protagonist der Anlage, der freigestellte Giebel des denkmalgeschützten Biedermeier-Hauses, der durch die Entfernung des Anbaus wieder voll zur Geltung kommt.
Der Dorfplatz liegt mit seiner Längsseite straßenbegleitend zur Nürnberger Straße und versteht sich als vielfältig bespielbarer Raum für unterschiedlichste Nutzungsszenarien. Hier entsteht die neue gemeinsame und identitätsstiftende Ortsmitte als öffentlichkeitswirksame Adresse der Gemeinde Ihrlerstein. Die direkte und sichtbare Verortung des Saals am Platz trägt dieser Bedeutung Rechnung. Komplettiert und verbunden werden die beiden Häuser durch eine leichte und großzügige Überdachung, die in Anlehnung an Gartenarchitekturen und Pergolen in die zugehörigen Freiräume und den topographisch geprägten Landschafts- und Dorfraum vermittelt. An der Schnittstelle von Alt und Neu entsteht unter diesem Dach ein Schwellenraum, das sogenannte „Jahreszeitenzimmer“, das saisonal unterschiedlich bespielt und genutzt werden kann oder im Sommer einfach offenstehen kann. Die notwendigen Erweiterungsflächen für das Gasthaus werden behutsam als „kleiner Rucksack“ ebenfalls unter diesem Dach verortet. Eine weitere pavillonartige Überdachung fasst den Platz an der Südwestecke und bietet zusätzliche witterungsgeschützte Flächen. Die einfache Gliederung der Freifläche erlaubt es diese maximal flexibel zu bespielen.
In Ergänzung zum denkmalgeschützten Bestand, der als kompakte monolithische Kubatur in Erscheinung tritt, wird das neue Bürgerhaus als schlankes Langhaus in leichter Holzbauweise konzipiert. Damit setzt sich der Neubau in der Architektursprache bewusst vom Altbau ab und macht die zeitliche Entwicklung des Ensembles ablesbar. Die archetypische Form des spitzen Satteldachs bedient sich bekannter Motive im ländlichen Raum und gibt ein vertrautes Bild ab. Die filigrane Holzkonstruktion der vorgelagerten Überdachung übernimmt die Höhe des Gesimsbands aus dem Altbau und führt dieses in neuer Formensprache als überdachter Freiraum vor dem Langhaus weiter. Diese großzügige Loggia ist einerseits Überdachung für den Eingang, geschützter Übergang in den Altbau mit dem Biergarten und die räumliche Erweiterung des Saals in den Außenraum zum Dorfplatz.
Gleichzeitig dient die Überdachung dem schattigen Aufenthalt mit Blick auf das Leben auf dem Platz. übernimmt das Satteldach die Firsthöhe von der Traufe des Schopfwalms und bleibt in der Höhenentwicklung deutlich unter dem Altbau und vermittelt dennoch seine Präsenz am Platz.