Memorium

BesucherInnenzentrum für das Memorium Nürnberger Prozesse

3. Preis offener Wettbewerb 2022

als Gruppe 030
(Benedikt Breitenhuber, Franziska Käuferle, Sergey Kolesov, Lion Schreiber)
mit Lorenz Landschaftsarchitekten

Perspektive Fürther Straße

Ein Ort der Erinnerung

Mit der Umgestaltung des Umfeldes des Memoriums Nürnberger Prozesse und dem Neubau eines BesucherInnenzentrums wird ein Ort der Erinnerung gesucht, der eine würdige Antwort auf die aktuell unbefriedigende städtebauliche Situation findet und ein bewusstes Erleben des Baudenkmals und seiner historischen Bedeutung ermöglicht.

Der Entwurf für ein neues BesucherInnenzentrum tritt in erster Linie nicht als solitäres Gebäude in Erscheinung, sondern vielmehr als amorpher Teil eines Ensembles zwischen dem fragmentierten Blockrand an der Fürther Straße und dem Justizpalast. Der Entwurf baut auf dezente aber selbstbewusste Art einen Dialog zwischen diesen städtischen Akteuren auf und gibt dem programmatischen Anforderungen einen räumlichen und organisatorischen Rahmen.

Schwarzplan

 

Neue Lesart

Zentrale Idee des neuen BesucherInnenzentrum ist ein dem Ostflügel vorgelagerter Hof, der den denkmalgeschützten Bestand respektvoll in Szene setzt und ihm Orientierung und Identität verleiht. Der Hof, als identitätsstiftender, kontemplativer und offener Raum empfängt den Besucher und rahmt den Blick auf den Protagonisten der Ausstellung – den Saal 600 des Ostflügels, der in der kollektiven Erinnerung als Schauplatz der Nürnberger Prozesse und Geburtsort des Völkerrechts verankert ist.

Grundriss EG

Grundriss UG

 

Architektur

Die Figur übernimmt den „Hof“ als vorherrschendes Organisationsprinzip des Wilhelminischen Baus und ergänzt diesen mit kleinteiligen Volumen aus der Körnung der angrenzenden Blockrandbebauung. Ein umlaufend auskragendes, leichtes Holzdach bildet den Perimeter des Hofs. Drei monolithische Körper aus Stampflehm an den Nahtstellen zu den benachbarten Stadtbausteinen geben dem Dach Halt. In ihrer Proportion und Anmutung negieren die Körper eine Gebäudehaftigkeit und nehmen sich gegenüber den Bestandsbauten zurück. Außerdem provozieren die amorphen Figuren ein irritierendes Moment, das auf diesen außergewöhnlichen Ort und die Besonderheit im Stadtgefüge hinweist. Die denkmalgeschützten Einfriedungsmauern werden wie Spolien in Szene gesetzt und bilden weiterhin die räumliche Fassung des Komplexes.

Perspektive Hof

Garten des Einklangs der erzählenden Pflanze

Auf dem Platz zur Stadt stehen für Aufbruch, Neubeginn und Vergänglichkeit, mehrstämmige, geschosshohe Kirschen, mit Bänken für jedermann, alle Beläge werden aus dem umgebenden Stadtboden entwickelt. Als solitäre Baumskulptur im Innenhof wurde die Kiefer gewählt, da sie für Langlebigkeit, Unsterblichkeit und Ausdauer steht, sie sitzt in einer wassergebunden Kiesfläche, die auch der lokalen Versickerung von Regenwasser dient. Der Freiraum der mächtigen Justizgebäude (Ideenteil) wird von West nach Ost zusammen mit dem Memorium betrachtet und überspringt in grenzenloser Gestalt alle Mauern. Der Kirschenhain steht im Kontrast zur Wucht der Neo-Renaissance der Architektur. Wintergrafik, Austrieb, Blütezeit und Herbstfärbung konterkarieren die monumentale Baugruppe. Der Garten zwischen Ostflügel und Neubau zeigt sich als durchgehende Blühwiese, deren ästhetisches Erlebnis im Verlauf der Jahreszeiten verschiedene Aspekte an Farbe und Wuchshöhe zulässt und einen Platz zum Verweilen anbieten.
Vor der Fassade des Justizpalastes werden drei Gingkobäume, für Hoffnung, Freundschaft und Unbesiegbarkeit gesetzt, Grundlagen die für die Verwirklichung der Menschenrechte notwendig sind.

Ansicht Süd
Schnitt quer
Längsschnitt Schnitt Foyer
Schnitt Hof und Saal 600