Der Lindenauer Hafen in Leipzig ist eine städtebauliche Besonderheit. Er besaß bis vor kurzem – anders als der Name vermuten lässt – keine Verbindung zu einem fließenden Gewässer. Im Herbst 2012 wurde mit den Arbeiten für den Kanaldurchstich am südlichen Ende des Geländes begonnen. Der Hafen und die aus den 1940er Jahren stammenden verfallenden Speichergebäude werden somit erstmalig an das Leipziger Kanalsystem angeschlossen und auf dem Wasserweg erreichbar sein.
Kultur-Orte im Leipziger Westen
Neben den gestandenen Attributen der Messe- und Bücherstadt, jenseits der Leipziger Oper und des Schauspielhauses sind in Leipzig seit einiger Zeit auch neue und dynamische Impulse auf einstigen Industriebrachen wie der Spinnerei und der Tapetenfabrik spürbar. Sie bieten vor allem einer jungen Szene Kulturschaffender Raum zum Arbeiten und sind darüber hinaus wichtige Plattformen des Austausches und der Zusammenarbeit eines weitverzweigten globalen Netzwerks. Die vorgeschlagene Nutzung nimmt daher Bezug auf diesen kulturellen Kontext.
Aussenperspektive
Operationen
Die besonderen Eigenschaften, die der Speicher mit sich bringt, bestehen in der ikonischen Form einerseits und dem Neben- bzw. Übereinander der drei unterschiedlichen Strukturwelten.
Im Inneren geht es strategisch um das „Freistellen“ und „Erlebbar machen“ der charakteristischen Strukturen, welche die gesamte Kraft des Zweckbaus zum Ausdruck bringen.Der strukturellen Dreiteilung wird funktional entsprochen und die verschiedenen drei öffentlichen Hauptnutzungen Museum, Archiv und Veranstaltungssaal entsprechend geordnet.
Der Speicher wird in Folge der Eingriffe zum rein bergenden Behältnis für Kunst und Kultur und entspricht daher seiner ursprünglichen Funktion in neuer Weise. Alle weiteren Nutzungen sowie Nebenfunktionen wurden konsequent ausgelagert.
Übersicht
Perspektive Ausstellungsraum
Die barrierefreie Erschließung, der Lastentransport und Nebenfunktionen werden von einem Erschließungskörper auf der rückwärtigen Seite des Gebäudes übernommen. Er gewährleistet die Verbindung der einzelnen Teile des Gebäudes. Die schmale Scheibe ist vom Speicher abgerückt, um seine solitäre Kraft zu erhalten und die Form der Gesamtkubatur nicht zu verfremden. Sie dockt punktuell mit transparenten Brücken an ihn an. Eine weitere Brücke ist Anlaufpunkt für Fußgänger und vermittelt zwischen dem höher liegenden Straßenniveau und dem Hafengelände.
Grundriss Erdgeschoss
Grundrisse OGs und Dachgeschoss
Ansicht Wasserseite
Die Werkstätten, Ateliers und Büros sind Orte der Kulturproduktion und finden in einem Neubau entlang der Hafenkante Platz. In Kombination mit gastronomischen Angeboten wird der Raum zwischen Speicher und zweigeschossigem Riegel aktiviert und bietet Möglichkeiten des Austausches verschiedener Nutzergruppen. Der vorgelagerte Bootsteg ermöglicht zudem das Ankommen zu Wasser und schafft so die gewünscht Vernetzung der verschiedenen Kulturareale Leipzigs.
Blickbeziehungen zum benachbarten Ufer mit Park und die Nähe zum Wasser sind darüber hinaus wichtige Grundlagen zur Schaffung eines lebendigen und spannenden Ortes.