Archivio Marzona

Das Archivio Marzona spannt den gleichen Bogen zwischen Andersartigkeit und Selbstverständlichkeit wie es Egidio Marzona mit seiner eigenen Präsenz und der seiner Sammlung in dem kleinen Dorf Villa tut. Zentrales Motiv ist die klare, lineare Geste, mit der sich das Gebäude erst parallel zum unteren Hang entwickelt, um dann aus der selben Bewegung heraus durch den Berg hindurch zu stoßen. Auf der anderen Seite tritt es wieder hervor. Aus der konzeptionellen Geradlinigkeit entsteht ein formal zurückhaltender Körper, der nicht mit Landschaft und Umgebung in Konkurrenz tritt, sondern sich auf selbstbewusste, aber natürliche Weise einfügt. Nach außen zeigt sich das Gebäude lediglich als weißes Band in der Landschaft, wie eine Zäsur vor der Bergkulisse und wird selbst zum landart-Objekt. Durch die Geschlossenheit der äußeren Erscheinung wird die Neugier des Betrachters geweckt und auf das gelenkt, was hinter der Mauer liegt.

Lageplan

Eingang

Ausstellung

 

Gefasst durch die zwei Mauern entwickeln sich die Nutzungen im Inneren in einer Abfolge von Körpern und Höfen, Masse und Leere. Beim Durchlaufen des Gebäudes erlebt der Besucher die einzelnen Abschnitte wie der Wanderer die Etappen einer Landschaft. Er beginnt seinen Weg auf der Wiese, taucht in den Wald ein, durchquert dann den Berg, und gelangt letztendlich an sein Ziel, den Aussichtspunkt.

Teil der Dramaturgie ist ein kontinuierliches Vordringen des Weges nach unten parallel zur Vorwärtsbewegung. Unter den Höfen befinden sich verbindende Räume, die das »trockene« Durchqueren ermöglichen. Archiv und Schaulager sind dezentral organisiert und begleiten den Besucher auf seinem Weg durch das Gebäude. Im Vorbeigehen begegnen einem immer wieder die unterschiedlichen Exponate. Kurzer Besuchsaufenthalt, wissenschaftliche Forschungsarbeit und künstlerischer Schaffensprozess profitieren von der wechselseitigen Beeinflussung und ständigen Präsenz der Archivalien. Im Berg befinden sich überhohe Archivräume für großformatige Objekte.
Der Spannungsbogen des Weges kulminiert im letzten Zimmer, das einen privateren Charakter hat und neben der Funktion eines Leseraum auch dem Gespräch über Kunst im intimeren Rahmen dienen kann. Von dort aus sowie, aus dem Zimmer selbst, hat man Aussicht auf Tolmezzo. Hier entsteht der Brückenschlag zwischen dem Tal und der anderen Seite des Berges, zwischen Weltabgewandheit und Öffentlichkeit, zwischen dem kleinen Alpendorf Villa und der internationalen Sammlung von Marzona.

Grundriss

Hof

Querschnitte

Längsschnitt

Lesesaal

Kaminzimmer

 

Mit M. Wagner